ERgeb­nis­se der Bür­ger­werk­statt am 21.09.2022

1.   Teil­neh­men­de und Ablauf

Teil­neh­men­de:

  • 8 Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner Ettenheims
  • Mar­kus Scho­or, Stadt­ver­wal­tung Ettenheim
  • Mat­thi­as Weber, Kom­mu­nal­Kon­zept Sanie­rungs­ge­sell­schaft mbH
  • Jut­ta Breit­schwerd, Insti­tut für kom­mu­ni­ka­ti­ves Handeln

 

Die Bür­ger­werk­statt wur­de über die städ­ti­sche Web­sei­te, auf Social Media und über das Amts­blatt bekannt gemacht. Zusätz­lich wur­den 250 nach dem Zufalls­prin­zip aus dem Ein­woh­ner­mel­de­re­gis­ter aus­ge­wähl­te Per­so­nen ange­schrie­ben und ein­ge­la­den. Acht Etten­hei­me­rin­nen und Etten­hei­mer folg­ten der Einladung.

Die Stadt Etten­heim möch­te bis­he­ri­ge the­men­be­zo­ge­ne Ent­wick­lungs­pro­gram­me wie den Mas­ter­plan Innen­stadt, das Rad­we­ge­kon­zept oder das Kli­ma­schutz­kon­zept zu einem ganz­heit­li­chen Gemein­de­ent­wick­lungs­kon­zept ver­bin­den. Ziel der Ver­an­stal­tung war es, bestehen­de Zie­le, Maß­nah­men und Pro­jek­te in die­sem Kon­text mit Bür­ge­rin­nen und Bür­gern zu dis­ku­tie­ren und neue Per­spek­ti­ven auf­zu­neh­men. Zur Vor­be­rei­tung der Ver­an­stal­tung wur­de eine Umfra­ge über alle Hand­lungs­fel­der der Gemein­de­ent­wick­lung durch­ge­führt, die ins­ge­samt 142-mal (Online und als Print-Fra­ge­bo­gen) aus­ge­füllt wurde.

Nach der Begrü­ßung und Ein­füh­rung durch Mar­kus Scho­or stell­ten Jut­ta Breit­schwerd und Mat­thi­as Weber die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se aus der Bür­ger­um­fra­ge sowie städ­te­bau­li­che und demo­gra­phi­sche Rah­men­da­ten vor. Sie skiz­zier­ten auch die Grund­la­gen des Gemein­de­ent­wick­lungs­kon­zepts und die Hand­lungs­fel­der. Die­se umfas­sen die Orts­ent­wick­lung, aber auch The­men wie Ver­kehr und Mobi­li­tät, Schu­le, Bil­dung und Betreu­ung, Frei­zeit­ge­stal­tung, Natur­raum, Wirt­schaft und Tou­ris­mus sowie die tech­ni­sche Infrastruktur.

Mar­kus Scho­or berich­te­te über den Stand der aktu­el­len Ent­wick­lungs­maß­nah­men und Pro­jek­te der Stadt. Dazu zäh­len neben städ­te­bau­li­chen Maß­nah­men auch ein Kon­zept zur Ver­bes­se­rung des Rad­we­ge­net­zes, das sich bereits in der Umset­zung befin­det, die Ent­wick­lung eines Mas­ter­plans für die Innen­stadt und ein Kli­ma­schutz­kon­zept, das gegen­wär­tig aktua­li­siert wird. Mar­kus Scho­or stell­te auch den Haus­halt der Stadt vor, um die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten für wei­te­re Ent­wick­lungs­pro­jek­te zu umreißen.

Zur Ein­stim­mung in die gemein­sa­me Dis­kus­si­ons­run­de prä­sen­tier­ten die Mode­rie­ren­den fol­gen­de Fra­ge­stel­lun­gen, zu denen im Rah­men des Gemein­de­ent­wick­lungs­kon­zepts aus ihrer Sicht Dis­kus­si­ons­be­darf besteht:

 

2.   Die Fragestellungen

  1. Sied­lungs­ent­wick­lung und Wohnen
    • Wie und wo kann Wohn­raum für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen geschaf­fen werden?
    • Wel­che neu­en Wohn­for­men sind inter­es­sant für Ettenheim?
  1. Schwer­punkt­the­ma baro­cke Altstadt 
  • Erneu­er­ba­re Ener­gien, Erhö­hung der Wohn­qua­li­tät …
    Wel­che Maß­nah­men soll­ten Auf­nah­me in die Alt­stadt­sat­zung finden?
  • Ver­kehr wei­ter beru­hi­gen:
    pro und contra?
  • Ver­ein­bar­keit von Park­plät­zen vor den Geschäf­ten und Auf­ent­halts­qua­li­tät:
    Wel­che Stra­te­gie schla­gen Sie vor?
  1. Mobi­li­tät und Verkehr
  • Wel­che Ele­men­te der Mobi­li­tät sol­len wei­ter gestärkt werden?
  • Wo exis­tie­ren Ver­kehrs­be­las­tun­gen, und wie könn­ten sie redu­ziert werden?
  1. Sozia­le Infrastruktur
  • Wel­che Ange­bo­te – vor allem für Kin­der und Jugend­li­che – sol­len noch gestärkt und aus­ge­baut werden?
  • Wie kön­nen die Ver­ei­ne wei­ter gestärkt werden?
  • Wie kann das bür­ger­schaft­li­che Enga­ge­ment wei­ter geweckt und für den sozia­len Zusam­men­halt genutzt werden?
  1. Natur und Klimaschutz 
  • Wel­che wei­te­ren Maß­nah­men zum Kli­ma­schutz sol­len ergrif­fen werden?

 

 

3.   Ergeb­nis­se

Gemein­sam ent­wi­ckel­te und dis­ku­tier­te die Grup­pe fol­gen­de Ideen:

 

  1. Sied­lungs­ent­wick­lung und Wohnen

        Siedlungsentwicklung

  • Ein Kon­zept zur Sied­lungs­ent­wick­lung soll­te die Ent­wick­lung von Wohn­quar­tie­ren, zurück­hal­ten­de Ent­wick­lung von Gewer­be­ge­bie­ten und den Erhalt von Natur­flä­chen glei­cher­ma­ßen im Blick haben.
  • Nach der Außen­ent­wick­lung ver­gan­ge­ner Deka­den soll­te ver­mehrt auf die Innen­ent­wick­lung und die Ver­mei­dung von Leer­stän­den fokus­siert werden.
  • In Gewer­be­misch­ge­bie­ten könn­te eine Kom­bi­na­ti­on von Gewer­be (EG) und Woh­nen (Ober­ge­schos­se) zuge­las­sen werden.
  • Neue Bebau­ungs­plä­ne soll­ten wie­der mehr auf eine har­mo­ni­sche Sied­lungs­struk­tur hin aus­ge­rich­tet werden.

        Wohnen

  • Gegen­wär­tig woh­nen vie­le älte­re Etten­hei­me­rin­nen oder Etten­hei­mer allein oder zu zweit im zu groß gewor­de­nen Fami­li­en­haus. Hier könn­te Wohn­raum geschaf­fen wer­den durch Umbau von Ein­fa­mi­li­en­häu­sern in Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser oder durch die För­de­rung vonMehr­ge­ne­ra­tio­nen­häu­sern. Hin­ter­grund ist hier der Gedan­ke, Syn­er­gie­ef­fek­te zu schaf­fen für älte­re Per­so­nen, die nach der Fami­li­en­pha­se über gro­ßen Wohn­raum ver­fü­gen, aber even­tu­ell All­tags­hil­fe benö­ti­gen, und jun­ge Leu­te, die auf der Suche nach Wohn­raum sind. Eine Mög­lich­keit wäre hier, eine kos­ten­lo­se Bera­tung zur Umge­stal­tung des Wohn­raums anzu­bie­ten (Archi­tek­tur – Orga­ni­sa­ti­on — juris­ti­sche Grund­la­gen). Ein Bei­spiel bie­tet hier Bod­n­egg bei Ravens­burg (https://www.badische-zeitung.de/wie-aus-einem-einfamilienhaus-ein-zweifamilienhaus-wird–215399196.html.
  • Bei Schaf­fung von alters­ge­rech­ten Woh­nun­gen könn­te Unter­stüt­zung für Senio­rin­nen und Senio­ren beim Umzug und beim Ver­kauf des alten Hau­ses ange­bo­ten werden.
  • Eine Woh­nungs­bör­se könn­te zwi­schen Interessent.innen für alter­na­ti­ve Wohn­for­men vermitteln.
  1. Schwer­punkt­the­ma baro­cke Altstadt
    • Eine Reduk­ti­on des Auto­ver­kehrs in der baro­cken Innen­stadt soll­te gewagt wer­den. Als Bei­spie­le die­nen hier Vil­lin­gen oder Emmen­din­gen. Bei­den Städ­ten gelang es, die Attrak­ti­vi­tät der innen­stadt­la­gen für Ein­kauf und Auf­ent­halt durch eine Reduk­ti­on des Auto­ver­kehrs zu erhö­hen. Wich­tig ist, allen Betrof­fe­nen hier Ängs­te zu neh­men und Alter­na­ti­ven für den Weg­fall von Park­plät­zen oder Fahr­stre­cken zu schaf­fen. Durch tem­po­rär oder ört­lich begrenz­te Maß­nah­men könn­te Wir­kung und Akzep­tanz einer mög­li­chen Ver­kehrs­be­ru­hi­gung getes­tet werden: 
      • Ver­kehrs­be­ru­hig­ter Mari­en­platz: Am Frei­tag, dem Markt­tag, könn­te der Mari­en­platz test­wei­se für den Ver­kehr gesperrt werden.
      • Ver­kehrs­be­ru­hig­tes Stadt­ra­deln: Wäh­rend des Stadt­ra­delns könn­te die Innen­stadt auto­frei sein. Dies könn­te ver­bun­den wer­den mit Events, die den ver­kehrs­be­ru­hig­ten Bereich nutzen.
      • Auf­ent­halts­qua­li­tät Mari­en­platz: die drei Park­plät­ze am Mari­en­platz könn­ten tem­po­rär ent­fal­len (Anmer­kung der Mode­ra­ti­on: es wäre zu über­le­gen, ob durch eine Pop-Up-Maß­nah­me die Erhö­hung der Auf­ent­halts­qua­li­tät an einem auto­frei­en Mari­en­platz getes­tet wer­den könn­te, sh.https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/startseite/topmeldungen/pilotprojekte-post-corona-stadt.html, Bei­spiel: https://meinlb.de/pop-up/).
    • Im Nah­ver­sor­gungs­an­ge­bot der Innen­stadt soll­te dar­auf geach­tet wer­den, dass sich die Ange­bo­te vom Inter­net-Han­del abhe­ben und die Allein­stel­lungs­merk­ma­le des Prä­senz­han­dels opti­mal prä­sen­tiert werden.
    • Ein pro­fes­sio­nel­les Grün­kon­zept kann das Mikro­kli­ma ver­bes­sern und eine natür­li­che Ver­schat­tung ermöglichen.
    • Ver­bes­se­rung des Mikro­kli­mas und der Auf­ent­halts­qua­li­tät durch zugäng­li­che Was­ser­läu­fe, Brun­nen oder Wasserspiel.
    • Gene­rell soll­te das Dienst­leis­tungs­an­ge­bot in der Stadt gestärkt wer­den, denn es deckt nicht nur die Nah­ver­sor­gung ab, son­dern schafft auch Arbeits­plät­ze und ver­mei­det lan­ge Wege.
    • Bei Fes­ten in der Innen­stadt soll­te auf die Anwoh­ner Rück­sicht genom­men wer­den (Lärm­be­las­tung abends).

 

  1. Mobi­li­tät und Verkehr
    • Bus­se soll­ten wie­der auf ver­spä­te­te Züge warten.
    • Die Mög­lich­keit der Ein­rich­tung von Fahr­rad- oder E‑Bike Ver­leih­sta­tio­nen für die Anbin­dung an die Bahn­hö­fe soll­te geprüft werden.
    • Ein Inter­es­se an einem Las­ten­rad-Ver­leih (ana­log Car-Sha­ring?) für die Orts­tei­le könn­te geprüft werden.
    • Die Bar­rie­re­frei­heit in der Innen­stadt soll­te wei­ter erhöht werden.
    • Es soll­ten Mög­lich­kei­ten gefun­den wer­den, den Ver­kehr zu Schul-Stoß­zei­ten zu ver­rin­gern bzw. zu regulieren.

 

        Radwege

    • Die Mög­lich­keit der Errich­tung eines Rad­wegs auf der Otto-Stoelcker-Stra­ße sollt geprüft wer­den. Alter­na­tiv Tem­po 30.
    • Die Rad­we­ge­ver­bin­dun­gen zu den Bahn­hö­fen Orschwei­er und Rings­heim soll­ten ver­bes­sert werden.
    • Die Rad­we­ge­ver­bin­dun­gen soll­ten, wenn noch nicht im Rad­we­ge­kon­zept gesche­hen, auf not­wen­di­ge Que­rungs­hil­fen hin geprüft werden.

 

  1. Sozia­le Infrastruktur
    • Die Teil­neh­men­den des Work­shops zeig­ten sich durch die gerin­ge Reso­nanz auf die Umfra­ge und die Ein­la­dung zum Work­shop ent­täuscht und reg­ten Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Reso­nanz auf Betei­li­gungs­an­ge­bo­te an: 
      • Betei­li­gungs­an­ge­bo­te soll­ten brei­ter bewor­ben wer­den (Fly­er, Pla­ka­te, auf­su­chen­de Betei­li­gung, direk­te Anspra­che im Bürgerbüro…).
      • Die Fra­ge­bo­gen-Akti­on könn­te ver­län­gert, der Fra­ge­bo­gen selbst ver­kürzt werden.
      • In anste­hen­den Pro­jek­ten könn­te eine the­men­be­zo­ge­ne Betei­li­gung ange­bo­ten und breit bewor­ben werden.
      • Durch regel­mä­ßig ein­ge­setz­te Instru­men­te (Anmer­kung der Mode­ra­ti­on: z. B. einen Bür­ge­rIn­nen­rat) könn­te eine Kul­tur der Betei­li­gung ver­ste­tigt werden.
      • Die Umset­zung von Ideen aus der Bür­ger­be­tei­li­gung (oder auch Grün­de für die Zurück­stel­lung) soll­ten trans­pa­rent sein und ver­öf­fent­licht werden.
    • Aktio­nen wie die des Ver­eins „Lebens­mit­tel­punkt“ (Begeg­nung, Wis­sen und Erfah­rung tau­schen) erweitern.
    • Bei der Schaf­fung von Ange­bo­ten für Jugend­li­che (z.B. Treff­punk­te) die Jugend­li­chen selbst bei Gestal­tung und Umset­zung in die Pflicht neh­men, z. B. eine Umfra­ge an den Schu­len (Wel­che Ange­bo­te wer­den genutzt, wel­che Feh­len, wie wür­den sich die Jugend­li­chen ger­ne einbringen?).

 

  1. Natur und Klimaschutz 
    • Pho­to­vol­ta­ik auch in der Innen­stadt ermöglichen.
    • Nut­zung von Was­ser­kraft wei­ter ausbauen.
    • Flach­dä­cher: Dach­be­grü­nung und Pho­to­vol­ta­ik kombinieren.
    • Wind­kraft­an­la­gen: Rena­tu­rie­rung des Wal­des kontrollieren.
    • Stadt­wald: nach­hal­ti­ges Bewirt­schaf­tungs­kon­zept überdenken.